Heuristik (2016)

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Abstract

Dörner unterscheidet zwei große Tätigkeitsbereiche ind er Wissenschaft: Theorienprüfung und Theorienbildung. 1. Theorieprüfung erfolgt auf Basis logischer prinzipien, formalisier- und algorithmisierbar, leicht zugänglich in der rationalen Disskussion 2. Theoriebildung, kommt laut Popper "aus dem Sumpf des irrationalen, amorphen Bereichs des menschlichen geistes" (Popper 1966, S.7) Der Bereich, den man also oft mit Intuition beschreibt. Wissenschaftler, die wichtige Theorien aufgestellt haben, die später überprüft wurden, haben diese Theorien tatsächlich oft intuitiv enwickelt (über Träume, Anstöße aus dem normalen, alltäglichen Leben, plötzlichen Einfällen und diese Theoriebildung wird gerne umrankt von Anekdoten). Es gibt viele Versuche, dieses chaotische Feld der Theoriebildung zu systematisieren. Nach Bacon wäre eine Strategie: "Generalisierung über die Einzelbeobachtung" (Dörner, S. 344), wie es auch Comte und Mach entwickelt haben. Eine weitere Strategie nach Popper wäre die Reduktion auf die "Überprüfung von Theorien". Dörner entgegnet diesem Fluchtverhalten aber, dass Theorienbildung ganz "allgegenwärtig" sei. Theorien müssen ständig neu erfunden, geprüft , revidiert werden. Was sind die Probleme des Theoriekonstrukteurs? Theorienkonstrukteure stehen vor sehr unterschiedlichen Aufgaben. Dörner nimmt als Beispiel einen schwarzen Kasten, der verschiedene Tasten hat, wenn man die Tasten bedient, blintk außen am Kasten manchmal direkt, manchmal zeitverzögert verschiedene Lämpchen in unterschiedlichen Farben. Jede Forschungsweise - Dörner nennt hier explizit die Historiker, die Physiker und die Psychologien - gehen auf unterschiedliche Art und Weise an diese schwarzen Kästen heran (Historiker müssen die Protokolle von früher rekonstruieren, um überhaupt zu wissen, wie die Kästen früher bedient werden sollten.) Es wird deutlich, dass jede Wissenschaft ihre eigenen Wege hat (Frage hier: Welchen Weg geht die kunstpädagogische Forschung typischerweise in der Theoriebildung?...) Form der Theorie Indem Dörner die Theorienbildung mit dem Umgang mit schwarzen Kästen vergleicht, schafft er ein anschauliches Modell. Der schwarze Kasten steht für etwas, das man untersuchen möchte, zugleich ist der schwarze Kasten etwas, über das man etwas behaupten möchte, über das man eine Theorie sprechen möchte. In der Psychologie kann man sich oft zurückbesinnen auf die Form des Inhalts als nicht eigenständige, nichtmaterielle Entität. (Seele). Wie gewinnt man Theorien? Wie konstruiert man Theorien?INTROSPEKTION/ VERSTEHEN: nachvollziehen Man erlangt eine Theorie über das Innere der schwarzen Kästen, indem man sich selbst beobachtet. Doiese Methode der Theoriengewinnung benennt Dörner als Hypothesengenerierung - und nur dafür sei sie brauchbar, nicht aber für eine handfeste Theorie! Die Methode der Introspektion hat ihre Grenzen (wenn ich etwas betrachte, ist es evtl. nicht so, wie wenn ich es nicht betrachte, meine eigenen Seelenprozesse sind mir auch nicht zugänglich, es gibt unbewusste Prozesse, bestimmte Situationen kann man gar nicht nachempfinden,...) ANALYTISCHE PROZEDUR/ POSITIVISMUS: zersägen Man erlangt eine Theorie über die schwarzen Kästen, indem man sie zersägt und ihre einzelnen Segmente unterteilt. Diese Form der empirischen Wissenschaft, die dem radikalen Positivismus entspringt (Ich denke nciht, ich beobachte!) kann eigentlich nur dann erfolgen, wenn die schwarzen Kästen interaktionsfrei sind, Dies ist der Beleg dafür, dass ich nicht simpel empirsche arbeiten kann! "Die analytische Prozedur bringt nur dann generalisierbare Resultate, wenn die Segmente des Kastens nicht durch Wechselweikungen miteinander verunden sind." HEURISTIK DER ZWECKMÄßIGKEIT: System Diese Methode ist eine "Art von Simuliation der Evolution". Man konstruiert eine System (z.B. die menschliche Gruppe) und "Annahmen sind dann" zutreffend, "wenn sie die Überlebenschancen des Systems vergrößern". (Dörner, S. 362) Man muss sich dabei auch fragen, "wie ein System beschaffen sein muss, damit es die auf die Befriedigung seiner Bedürfnisse gerichtete Aktivität möglichst effektiv reguliert." ANALOGIEN: einsetzen von etwas bekanntem An Stelle einer "unbekannten inneren Struktur eines Realitätsausschnitts" (des schwarzen Kastens) "wird probehalber eine bekannte Struktur eingesetzt und auf diese Art und Weise neue Hypothesen über den Gegenstand entwickelt." (Dörner 363) Analogien gibt es zuhauf in den Wissenschaften. Die Freudsche Psycholanalyse bspws. basiert auf zahlreichen Übertragungen aus der "Thermodynamik"! (Seele = Dampfmaschine Ich = Maschinist Fabrikchef = Überich Analogien sind ein "unschätzbares Werkzeug" und zugleich bergen sie Gefahren. Analogien sind gewöhlich unvollständig oder falsch. Bsp.: Analogie des Computers menschliche psychische Zustände und Prozesse, z.B. Gedächtnis als Speicher. Bei letztem Bsp. wird deutlich, dass man im analogisieren bereits ältere Analogien mitverwendet... MODELLE/ SIMULATION Die Begriffe Modell, Modelltheorie, Urbild und Theorie werden hier sehr genau und differenziert beschrieben! Wenn ich also doch noch ein Modell entwickele, oder damit in Berührung komme, muss ich das noch genauer lesen! Modelle sind Replikate von Urbildern, meist in verkleinertem Maßstab und unterberücksichtigung nur bestimmter Aspekte schwarze Kästen sind Modelle von statischen gebilden, man kann aber zum Beispiel mit einer Rangieranalage einer Modelleisenbahn eine dynamische Simulation des Urbildes eines Güterbahnhofs verwirklichen. Eine solche Simulation des Urbildes spielt in der Psychologie und den Sozialwissenschaften eine immer wichtigere Rolle. (...) Lücke in meinem Abstract: Modelle/ Simulation genaue Beschreibung, Definition,... nachlesen Vorteil von Modellen bei der Konstruktion von Theorien - Modelle beschreiben ein theoretisches System und helfen uns, komplexe Systeme zu verstehen - Modelle zeigen den Rahmen auf, innerhalb dessen neue Experimente unternommen werden können - Modelle helfen uns, neue Beziehungen zu erkennen - Modelle helfen bei der Voraussage, wenn Experimente unmöglich sind. - Modelle machen Spaß Letzlich stellt Dörner heraus, dass die Modellmethode nur so langsam in die Psychologie vordring.t Er beschreibt sie als eine sehr geeingete Methode für die Psycholgoie und die Sozialwissenschaften. Modelle bergen auch viele Gefahren: - vorschnelle Generalisierung - Beziehungen zwischen den Variablen können andere sein, als man sie bei den Prototypen gesetzt hat - Modelle werden oftmals nicht validiert - brauchen viel Forschungsenergie, und weil dem so ist, kann man schnell zu Schlüssen kommen, so dass am Ende nur Bemühungen als gültiges Ergebnis hat SCHLUSSBEMERKUNGEN DÖRNERS: - wir brauchen übergreifende theoretische Ansätze - der Computer bietet sich an als theoretische Werkbank, da der menschliche Geist mit 20 oder mehr Variablne üebrfordert ist - der Theoriekonstrukteur (...) der sich der Methode der Computersimulation bedienen will, muss sich allerdings darauf einstellen, dass er in Zukunft einiges über die Theorien der Informationsverarbeitung und die dahinter stehenden Bereiche der formalen Logik und der Mathematik wissen muss." (386)

Bibliographic entry

Gigerenzer, G. (2016). Heuristik. In F. Petermann, G. Gründer, M. A. Wirtz, & J. Strohmer (Eds.), Dorsch - Lexikon der Psychotherapie und Psychopharmakotherapie (p. 380). Bern: Hogrefe.

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Publication year 2016
Document type: In book
Publication status: Published
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Keywords: forschungsmethodeheuristikmethodemethoden der wissenschaftmodellsimulationsystematisierungtheoriebildung

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